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Der Frankfurter Dom war proppenvoll, in allen Gängen standen Katholiken aus der ganzen Stadt. Mit dem Schiff oder dem Fahrrad waren sie in die Innenstadt gepilgert, die Josefiner kamen mit einer eigenen U-Bahn gefahren. Auf dem Bahnsteig wurde noch gemeinsam gebetet und gesungen, bis es unterirdisch direkt zum Dom ging, wo der Namenstag des Heiligen Bartholomäus gefeiert wurde. Der Märtyrer und Apostel hat nicht nur dem Frankfurter Dom seinen Namen gegeben, er ist auch Stadtpatron. Seine Schädeldecke wird seit rund 800 Jahren als Reliquie im Bartholomäusdom aufbewahrt und beim Stadtkirchenfest besonders geehrt.
In seiner mehrfach von langanhaltendem Beifall unterbrochenen Predigt verwies Stadtdekan Johannes zu Eltz auf das bis heute aktuelle Beispiel des Nathanael, von dem es im Johannes-Evangelium heißt, Jesus habe ihn als "wahrhaftigen Israeliten und Mann ohne Falsch" erkannt. Nathanael wurde als einer der ersten Jünger Jesu berufen und soll mit dem Apostel Bartholomäus identisch sein. Ein Mann ohne 'Falsch' sei kein Mensch ohne Fehler, betonte der Stadtdekan, aber er sei nicht überheblich und verleugne nicht seine Schwächen und Unzulänglichkeiten. Doch wie Jesus gleich das Gute in Nathanael erkannt habe, so dürfe jeder Mensch mit Gottes Vertrauen rechnen, das "göttlich, großzügig, gratis, von Anfang an und für immer" sei.
Nichts könne uns scheiden von der Liebe Gottes, sagte zu Eltz: "Sein Vertrauen unterfängt auch schwerste Sünden und sogar den Abgrund der Hölle." In der Liebe und im Vertrauen auf Gott könne jeder Mensch einräumen und womöglich auch ausräumen, was verkehrt an ihm sei. Es sei die Aufgabe der Kirche, "Gottes große Taten zu verkünden und Seiner Barmherzigkeit Raum zu geben". Allerdings müsse sie auch die Bereitschaft haben, eigene Schwächen zu zeigen. "Gerade wenn ich Macht besitze und Leitung ausübe und Verantwortung habe für andere", predigte der Stadtdekan. Jesus selbst habe den Menschen diesen Weg gebahnt, nicht auf dem Kampfplatz, sondern mit Abrüstung, in schutzloser Offenheit und mit Sanftmut".
Nach dem Gottesdienst stellte der Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken, Christoph Hefter, einen offenen Brief an den Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, vor. "Mit großer Sorge sehen wir, dass sich die Vertrauenskrise im Bistum Limburg immer weiter zuspitzt", heißt es darin. Angesprochen wird damit auch die aktuelle mediale Berichterstattung über den Bischof, in der sein Führungsstil und der Umgang mit Kritikern thematisiert wird. Personalentscheidungen auch in der Frankfurter Stadtkirche wurden teils mit Unverständnis von den Katholiken aufgenommen. Die Umstände rund um einen Flug des Bischofs haben ein breites mediales Echo, sowie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, herbeigeführt. In der Kritik steht die Bistumsleitung auch wegen Umgangs dieser Krise.
"Wir teilen die Auffassung der Priester des Hofheimer Kreis und vieler hauptamtlicher Mitarbeiter/innen im Bistum, dass die Zukunft unseres Bistums in hohem Maße gefährdet ist. Die Bistumsleitung muss umgehend einen anderen Weg einschlagen, will sie die katholische Kirche in unserem Bistum und darüber hinaus glaubhaft und glaubwürdig vertreten. Vertrauen kann nur wieder entstehen, wenn es eine umfassende, ehrliche, schonungslose Information über alle in die Kritik geratenen Vorgänge in der Bistumsleitung gibt.
Wir - die Unterzeichnenden (Mitglieder der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken, des Stadtsynodalrates Frankfurt, hauptamtliche Mitarbeiter/innen und Priester sowie Frankfurter Bürger) - bitten Sie deshalb, alles dafür zu tun, dass verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann. Wir bitten Sie auch, anzuerkennen und zu respektieren, dass die von Ihnen zu Recht eingeforderte Loyalität nicht heißen kann, dass WIderspruch und Kritik verboten sind. Gerade die Sorge um unser Bistum gebietet zwangsläufig, Fehlentwicklungen zu benennen und auf Änderung hinzuwirken."
Im Gespräch mit stjosef-bornheim.de sagte Stadtdekan Johannes zu Eltz am Rande des anschließenden Festes, er freue sich über die breite Rückendeckung. Im Gottesdienst hatten Gemeinde- und Pastoralreferenten zahlreich mit ihren Talaren ein Zeichen gesetzt, dass sie hinter ihrem Stadtdekan stehen. In der Woche zuvor berichteten einige Medien, der Bischof habe wegen eines kritischen ZDF-Interviews indirekt den Rücktritt des Stadtdekans gefordert. "Der offene Brief ist sachlich, er macht wieder die Themen stark", sagte zu Eltz, "einen personalisierenden Showdown brauche kein Mensch." Allerdings ärgert es zu Eltz, wenn einige eine solche Unterschriften-Aktion missverstünden. "Wenn jemande frage, wo er gegen den Bischof unterschreiben könne, dann hat er den Sinn dieses Briefes nicht verstanden."
Text: Benjamin Holler, Stadtkiche Frankfurt/dw
Fotos: Benjamin Holler, Hans-Peter Brack
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