Aus der Geschichte des Dorfes Bornheim
Auf der Frankfurter Geleitskarte von 1475 ist die älteste Darstellung Bornheims zu sehen.
Aber das Dorf ist viel älter. 1994, als Frankfurt sein 1200-jähriges Stadtjubiläum feierte,
schlossen sich die Bornheimer an und feierten 800 Jahre Bornheim. 1194 ist die erste
eindeutige Erwähnung des Ortes mit Henricus von Burnheim.
Aber das Dorf ist viel älter.
Um 1515 berichtet der Frankfurter Stadtpfarrer und Vorsteher des Bartholomäusstiftes in
einem Brief an den Kaiser: "... dise gestalt und meinung hats mit der pfarr. Von erst an ist die
pfarr zu franckfurt, dieweil franckfurt ungebaut ist, ursprüncklich gewesen einem dorff
beygelegent, bornheim mit namen. Darnach pipinus, carolus vatter, hat hie zu franckfurt
gemacht ein stift salvatoris ..." Also ist Bornheim um 750 entstanden?
Nein das Dorf ist noch
viel älter. Um 500 liegt wohl der eigentliche Ursprung des Ortsnamens Bornheim. Es handelt sich um eine
fränkische Siedlung, wahrscheinlich eines der ältesten "Heim"-Orte; Heim des Bruno = der Glänzende.
Wer dieser Bruno war, ist nicht bekannt. Vermutlich war es ein merowingisch- fränkischer
Ministerialer, ein Verwalter eines königlichen Hofgutes, vieleicht auch jener, der zuerst ein
Königslehen oder freien Grundbesitz erwarb. Jedenfalls wurden an der heutigen Seckbacher
Landstraße Merowingergräber gefunden. Das ist der Ursprung der Besiedlung von Bornheim?
Nein,
auch nicht so richtig. Vorher waren ja die Römer schon in unserer Gegend. Da gab es unter anderem am Main,
in der Nähe des Domes ein Römerkastel, dann zwischen Heddernheim und der Nordweststadt die römische Stadt
"Nida" und auf einem Bergsattel im Taunus das große Römerkastell "Saalburg". Das war die Zeit 200 - 350
n.Chr. An der Einmündung der Böttgerstraße in die Hartmann-Ibach-Straße hat man bei einer Grabung Ende des
19. Jahrhunderts eine römische "villa rustica" - ein römisches Landgut - gefunden. Waren also die Römer die
ersten Bewohner der Bornheimer Gemarkung? Und was war vorher?
- 1303
-
Das Landrecht der Grafschaft Bornheimer Berg, der außer Bornheim noch weitere 18 Dörfer angehören,
wird in einem Weistum neu geregelt. Die Grafschaft ist ein Relikt des ehemaligen Reichsterritoriums an
Rhein und Main, das Friedrich I. Barbarossa (1152 - 1190) organisierte.
- 1306
-
wird die Bornburg von dem Frankfurter Patrizier und Bürgermeister Weiss von Limpurg bewohnt. Es war
ein Hofgut mit burgartigem Gebäude, das mit Mauern und Wassergraben umgeben war. In der Ossenau,
wie früher der Günthersburgpark bezeichnet wurde, stand die Burnburg etwa auf dem Platz, auf dem heute
die Gnadenkirche steht.
- 1474/75
-
Das Reichslehen von Bornheim wird von den Schelmen von Bergen an Frankfurt verkauft.
- 1476/77
-
Die Bornheimer Landwehr, ein Teil der nach Norden abschließenden Feldbefestigung Frankfurts wird
errichtet. Sie dient auch zur Sicherung des Reichslehens Bornheim. An Stelle eines bereits 1350 erwähnten
Wartturmes wird die Friedberger Warte auf dem Eulenberg gebaut.
- 1481/84
-
Bornheim wird neben Hausen und Oberrad ein Frankfurter Dorf, ohne jedoch eingemeindet zu sein. Die
Grafen von Hanau verzichten auf ihre Rechte in diesen Dörfern. Damit scheidet Bornheim aus der
Grafschaft Bornheimer Berg aus. Das Grafschaftsgericht wird vom Bornheimer Berg (heutige Berger Straße
448) mitsamt dem Galgen nach Bergen verlegt.
- 1522
-
Entstehung der Bornheimer Heide. Der Erzbischof von Mainz unterband die Holzzufuhr vom Spessart
nach Frankfurt, um die reformatorischen Gelüste des Rates der Stadt Frankfurt zu dämpfen. Die Bornheimer
machten daraus ihr Geschäft, indem sie das "Bornheimer Holz" zwischen Frankfurt und Bornheim
einschlagen ließen und an die Stadt verkauften. Aus dem Bornheimer Wald wurde die Bornheimer
Heide mit der bekannt gewordenen Pappelallee, dem Spazierweg der Frankfurter nach Bornheim.
- 1606
-
entstand in Bornheim die erste Schule im Haus "am Schlag", Gelnhäuser Gasse, heutige Berger Straße
248. Der erste Lehrer in Bornheim war Georg David aus Ursel. In dem Beschluss des Rates von Frankfurt
heißt es: "... soll man, wofern er mit seiner Competenz zufrieden seyn wird, zum Schulmeister des Ortes
annehmen, und aus gemeinem Casten entweder an Geld oder Korn ein Zuschuß thun lassen". Es war die
erste Schule, die in den Frankfurt zugehörigen Dörfern erwähnt wird.
- 1690
-
Die Bornburg, später Glauburger Hof genannt, wird Eigentum des Frankfurters Johann Jakob Günther
und erhält nach ihm den Namen Günthersburg.
- 1726
-
verzeichnet das Frankfurter Landamtsinventar in Bornheim 143 Hofraiten mit 150 Gemeinsleuten und
10 Beisassen
- 1761
-
fand am 14. Januar die erste Beerdigung auf dem zweiten Bornheimer Friedhof auf den Stichel (heute
Eulengasse Sozialamt und Wohnhäuser) statt. Davor dient der Platz südlich der Kirche als Friedhof.
- 1785
-
Beginn der Luftfahrt in Bornheim. Am 3. Oktober stieg Jean Pierre Blanchard mit einem Heißluftballon
von der Bornheimer Heide auf und landetet nach 39 Minuten in Weilburg. Für die damalige Zeit war es
ein sensationelles Ereignis.
- 1796
-
Krieg auf der Bornheimer Heide! Der französische General Kleber beschießt Frankfurt und zerstört dabei
die Pappelallee auf der Heide. Die Kapitulation zwischen ihm und dem kaiserlichen Obersten Brady vollzog
sich im Gasthof "Goldener Adler". Er lag im Bereich der Einmündung der heutigen Gronauer Straße in die
Bergerstraße.
- 1827
-
Der Hohe Brunnen wird am 9. Dezember um 14 Uhr durch Pfarrer Fester eingeweiht und Brunnenmacher
Staubach ließ das Wasser laufen. Es war die erste Wasserleitung in Bornheim. Vorher mußte Wasser aus
einem eine viertel Stunde vom Dorf entlegenen Brunnen geholt werden. Heute ist das unvorstellbar. Die
"Zeitung der Freien Stadt Frankfurt" schrieb am 12. Dezember u.a. folgendes: "Ganz Bornheim ist seinem
braven Schultheißen dankbar, daß er das nützliche Werk mit Eifer und Beharrlichkeit und mit socialer
Oekonomie vollendet hat". Der Brunnen wurde auf kosten der Gemeinde Bornheim erbaut. Die Namen des
Ortsvorstehers und des Gemeindeausschusses sind heute noch auf ihm verewigt.
- 1833
-
wurden 84 eheliche und 13 uneheliche Kinder in Bornheim geboren. 1835 waren es 79 eheliche und 44
uneheliche Kinder. Ja, das war halt die gute, alte Zeit!
- 1837
-
erwarb Freiherr Meyer Amschel von Rothschild die ehemalige Bornburg. Er beauftragte den Frankfurter
Stadtgärtner Sebastian Rinz mit der Anlegung eines Parkes, des heutigen Günthersburgparkes.
- 1839
-
Sandweg und Röderbergweg sind noch befestigte Feldwege.
- 1851
-
am Mittwoch, dem 9. April, erfolgte die erste Beerdigung auf dem heute noch bestehenden Bornheimer
Friedhof an der Dortelweiler Straße. Damit wurde der Friedhof auf dem Stichel (Eulengasse) geschlossen.
Es fanden dort 6117 Beerdigungen in fast genau 90 Jahren statt.
- 1864/65
-
Die Bornheimer Schule wird neu gebaut. Der Schulbau entsteht auf dem Gelände des Gasthofes "Goldener
Löwe", der bis dahin ein beliebter Vergnügungsort war. Er besaß 30 Stallungen, um die Pferde der Besucher
einstellen zu können. Die Eröffnung der Bornheimer Schule erfolgt am 1. November 1865. Die Frauen und
Jungfrauen von Bornheim stifteten dazu eine Schulfahne, die noch heute erhalten ist. Ab 1877 heißt die
Schule Bornheimer Bürgerschule. Das Schulgeld betrug zunächst 8 Mark, später 18 Mark und fiel ab 1888
ganz weg. Ursprünglich war es eine evangelische Schule, aber von 1872 bis 1885 finden wir auch katholische
Klassen und seit 1939 steht sie allen Konfessionen offen.
- 1877
-
Nach dem Beschluss des Rates von Frankfurt vom 20. Oktober 1876 wurde Bornheim mit dem 1. Januar 1877
nach Frankfurt eingemeindet. Anfangs des 19. Jahrhunderts trug Bornheim bereits den Charakter einer
Vorstadt. Ende 1861 waren unter 1.913 "selbsttätig" gezählten Personen 608 = 31,8% in Frankfurt in Arbeit,
hauptsächlich in Industrie und Gewerbe. Nur 300 Personen = etwa 16% waren Landwirte und Gärtner.
Bornheim brachte nach Frankfurt ein:
48 ha, 94 ar, 60 qm zum größten Teil baureifes Gelände zum Schätzwert von
2.027.966 Gulden
400.614 Gulden hypothekarisch angelegtes Vermögen
28.411 Gulden Armenunterstützungskapital und
92.293 Gulden an Schulden.
Bereits 1873 brachte Friedrich Stoltze´s Frankfurter Latern eine Karikatur zur bevorstehenden Eingemeindung
mit den beiderseitigen Symbolfiguren und den damals eingerüsteten Kirchtürmen von Dom und Bornheimer Johanniskirche.
In einer Festrede Friedrich Stoltze´s an das "Bernemer Volk" kann man unter anderem lesen:
"Die Bernemer hawwe jetzt ihr Zeil, sie hawwe ihr Theater, ihr Stadtbiweljodek, Nadurhistorisch Museum, ihre
Herbst- unn Ostermess, zwaa Perdsmärkt, drei Monumente, en Schillerplatz un en Goetheplatz, en Kaiserdom
un e Paulskerch. Die Frankforter herngege hawe jetzt die beste Butterkuche. Bernem is jetzt faktisch
einverleibt. Mei Herz un dei Herz is aan Klumpe, mei Hemd un dei Hemd is aan Lumpe."
Dann tröstet Stoltze die Bernemer, die seit Jahr und Tag auf die versprochene Trambahn, auf neues Pflaster
und ihre neue Wasserleitung warten müssen: "Was merr euch versproche hawwe, das hawwe mer euch
versproche! Nur kaa Iwwersterzunge! Ihr hätt in kaa bessere Händ falle könne, als wie in unser."
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